Prof. Dr. med. Ullrich Wüllner ist neuer Direktor der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen

Prof. Dr. med. Ullrich Wüllner ist ein deutscher Neurologe und Neurowissenschaftler. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Universität Göttingen und Promotion am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Neurologie am Massachusetts General Hospital (Harvard Medical School, Boston) und absolvierte dann seine Facharztausbildung an der Klinik für Neurologie der Univ. Tübingen, wo er 1998 mit einer Arbeit zu apoptotischem Zelltod bei neurodegenerativen Erkrankungen habilitiert wurde.
In Boston hat er als „research fellow“ in der Neurologie bei Dr. Young über die neurochemischen Anatomie der Basalganglien, Modulation von Glutamat-Rezeptoren und die Rolle der exzitatorischen Neurotransmission für die Parkinson’sche Krankheit geforscht und mit Dr. Isacson am McLean Hospital an Primaten-Modellen mit Positronemissiontomographie (PET) und Hochfeld-MRT-Techniken gearbeitet PMID:1515582. Forschungsarbeiten während der Facharztausbildung umfassten Arbeiten zu molekularen Mechanismen des neuronalen Zelltods (Apoptose, Autophagie und Nekrose in in-vivo-und in-vitro-Modellen und an post-mortem Gewebe) sowie MRT-morphologische Arbeiten und - gemeinsam mit Mitarbeiterinnen der Chemie, Pharmazie und Nuklearmedizin, insbesondere Drs. Schmaljohann und Gündisch - die Entwicklung zweier PET – Tracer (PMID:15959851; PMID:16631078).
In Bonn wurde ab 1998 ein neurobiologisches Forschungslabor an der Klinik für Neurologie aufgebaut und Untersuchung der molekularen, zellulären und pharmakologischen Aspekte der Pathogenese der zerebellären Ataxien und der Parkinsonkrankheit vorangetrieben. Im Kompetenznetz Parkinson e. V. wurde die erste deutsche Parkinson-Genbank in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Parkinson (Patienten)vereinigung (dPV) aufgebaut PMID:17941852. Unter Beteiligung an einer Reihe nationaler und internationaler Forschungsverbünde als Projektleiter („PI“), wurden verschieden Forschungsprojekte realisiert (u.a. DFG Forschergruppe „SCA3“ (FOR 427), BMBF Humanes Genomprojekt, Bonn (01GS0115) Teilprojekt 9, BMBF Projekt „Kompetenznetz Parkinson“ (01GI0401), EU Projekt „EuroSCA“ (LSHM-CT-2004-503304), BMBF Projekt „Brain Imaging Center West“ (01GO0515), BMBF Projekt „EPI-PD“ (01KU1403D), EU Projekt „Aetionomy“ (FP7/IMI/115568) und mehrere Studien neuer Medikamente: ECSPD98, E2007-E044-20, LKP für 248.595 proud phase IV, SP 873, CENA713DDE15, CENA713B2315, SP 882, S187.3.004, P07-02, BF2.649, AX200--101.
Aktuell ist er Leiter der Sektion Bewegungsstörungen der Klinik für Neurologie, apl. Prof. der medizinische Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn, Gruppenleiter am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und komm. Direktor der Klinik für neurodegenerative Erkrankungen. Forschungsschwerpunkte sind weiterhin die molekularen und zellulären Aspekte der Pathogenese neurodegenerativer Erkrankungen, insbesondere der Parkinson'schen Krankheit. Dabei erweitern die neuesten Projekte zur Bedeutung der Epigenetik PMID:27120258 und der möglichen Einflüsse des Mikrobioms PMID:28449715 auf die Parkinson'schen Krankheit aktuelle pathophysiologische Konzepte. In einem translationalen klinischen Projekt wurde unter seiner Federführung 2018 ein System für Magnetresonanz(MR)-gesteuerten fokussierten Ultraschall (MRgFUS), ein neu entwickeltes Verfahren zur interventionellen Neuromodulation in Betrieb genommen, mit dem sich Tremor gezielt und minimal-invasiv behandeln lässt PMID:30406441. Die Beschaffung dieses in Deutschland ersten Gerätes dieser Art. wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit unterstützt und inhaltlich erweiternde Folgeprojekte sind in Beantragung (Ultraschall zur Öffmung der Bluthirnschranke) bzw. kurz vor der Erprobung (Stoßwellentherapie zur Verbesserung kognitiver Funtionen).